Hausandacht vom 10.03.2022
Hausandacht für den Sonntag „Okuli“ („Meine Augen sehen stets auf den Herrn...“)
An diesem 3. Sonntag in der Passionszeit feiern die Konfirmandinnen und Konfirmanden in Waldau ihren Vorstellungsgottesdienst. Leider wird er nicht gestreamt werden können, wie ursprünglich vorgesehen. Alle, die nicht in die Kirche kommen können oder wollen, sei mit dieser Andacht ein gesegneter Sonntag gewünscht 10. März 2022
Evangelische Kirchengemeinde Waldau - Pfarrer Oliver Uth
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
zum Eingang
Ich suche deine Augen
in Angst und Enge
in Tränen und Trauer
in Hunger und Elend
auche ich deine Augen
in Zorn und Leidenschaft
in Haß und Krieg
in Schuld und Sünde
suche ich deine Augen
in Hektik und Streß
in Fremdheit und Mißtrauen
in allen Abgründen
suche ich deine Augen
in Arbeit und Mühe
in Krankheit und Tod
in Sorgen und Kummer
suche ich deine Augen
in Ugerechtigkeit und Gewalt
in Resignation und Nacht
in Neid und Streit
suche ich deine Augen
aus Psalm 34
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.
Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.
Gebet
Herr, mein Gott, ich komme zu dir, ich gebe dir alles, was ich habe:
meine Hoffnung und meinen Zweifel, meine Sehnsucht und meine Ohnmacht. Sei mein Weg, meine Wahrheit, mein Licht und mein Heil hilf mir leben.
Amen
Lesung aus 1.Könige 19
Der König Ahab sagte seiner Königin Isebel alles, was der Prophet Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast!
Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben …. ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben.
Elia sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster.
Aber siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, an seinem Kopfende lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Der Engel des HERRN kam aber zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.
Nachdenkliches
Eine schöne Geschichte auf einem eigentlich unschönen Hintergrund. Elia erlebt Angst und Gewalt, nachdem er selber Angst und Gewalt verbreitet hat. Das geht der Erzählung voraus. Der Prophet, ein Mann Gottes, hat sich in einem Streit um die Frage nach dem wahren Gott durchgesetzt und den Erfolgsbeweis mit Mord und Todschlag bekräftigt. 400 Mann sollen es gewesen sein, die in einem Wahn von Fanatismus ihr Leben lassen mussten.
Nicht immer verstehe ich alles, was die biblischen Geschichten erzählen wollen und oft habe ich große Fragen, ob das alles so gut und richtig war und ist. So auch hier. Auf jeden Fall ist das keine Rechtfertigung für eine gewaltsame Durchsetzung von religiösen oder anderen Überzeugungen. Da kennt das biblische Gesamtbild eine andere Antwort und Haltung. Aber ich verstehe, dass diese Geschichte von einer Ernsthaftigkeit redet und von einer Konsequenz, die eine Entscheidung für Gott mit sich bringt.
Nicht leichtfertig, nicht nebenbei, nicht einfach nur so will die Frage nach Gott zu verstehen sein. Als ob ich mich heute für dieses Buch oder morgen für jenes Kleid entscheide. Als wäre das alles ohne Bedeutung. Ganz im Gegenteil. Die Frage nach Gott bestimmt mich tiefgründig und prägt mich letztgültig. Freilich, die Frage ist nie wirklich beantwortet. Wir suchen, wir fragen, wir entscheiden und wir probieren. Aber: wir bleiben dran. Und darum geht es. Dass man da schon manchmal müde werden kann, frustriert und lustlos, das ist nur zu häufig
der Fall. Elia legt sich unter einen dürren Strauch und will nicht mehr. Augen zu, Vergangenes vergessen, nicht nach vorne denken müssen. Schluß.
Ich fühle mit Menschen, denen es so oder ähnlich ergeht. Und vielleicht sind es dieser Tage mehr als je zuvor. Die Flüchtenden vor dem Krieg in der Ukraine, die nicht wissen, was werden wird. Die Menschen im Jemen, von denen wir nicht wissen, was dort vor sich geht, weil seit Monaten keine Hilfsmittel rein und Nachrichten raus kommen. Und wie viele sind immer noch oder wieder neu durch Erkrankung oder Quarantäne oder Einsamkeit an einem Tiefpunkt ihres Lebens angekommen. Das alles fühlt sich nicht gut an.
Dann eine Berührung zu spüren – seelisch, durch ein gutes Wort, ein freundliches Lächeln, oder auch ganz praktisch, wenn jemand die Hand auf die Schulter legt, oder unterhakt und einen Weg mitgeht – das verändert. Wenn auch nicht von jetzt auf gleich. Der Engel rührt Elia an. Vielleicht rüttelt er auch wach. Auf jeden Fall braucht er gleich zwei Versuche, bis Elia nicht nur mit offenen Augen sieht, dass mit Brot und Wasser ihm Leben (zurück-) gegeben wird, sondern auch eine Zukunft für sich entdeckt. Ein Weg, der vor ihm liegt. Und mag er auch weit sein – 40 Tage, 40 Nächte zu Fuß und das auch noch durch die Wüste – aber er findet in diesen Gottesgaben die Kraft dazu: Brot und Wasser, eine aufrüttelnde Ansprache und die Gewissheit: ich werde gesehen. Am Tiefpunkt meines Lebens. Dort, wo ich mich verstecke. Wenn ich nicht und nichts mehr will – Gott sieht mich. Er ist bei mir. Das macht mich stark.
Heutzutage scheint es viele Engel zu geben. Sie packen Lebensmittel zusammen, sammeln
Kleidung, organisieren Unterkünfte, interessieren sich, spenden. Wir beten darum, dass Menschen dadurch Hoffnung und Zukunft finden. Wir beten auch darum, dass Gott hineinsieht auf das Chaos des Krieges und dem Treiben ein Ende bereitet. Bis dahin sind wir gefordert, einander zu sehen, und einander Engel zu sein. Gott zum Lob. Den Menschen zum Heil.
Fürbittengebet
Gott, öffne meine Augen, daß sie sehen die Wunder an deinem Gesetz öffne meine Augen, daß sie dich sehen. Wenn wir niedergeschlagen und hilflos sind, wenn Lügen das Feld beherrschen, wenn Angst und Gleichgültigkeit wachsen, Öffne meine Augen, daß sie dein Reich sehen Wenn die Freude versiegt, wenn keine Liebe mehr da ist, wenn der Unglaube zunimmt,
Öffne meine Augen, daß sie deine Hilfe sehen
Wenn Menschen krank und einsam trauernd und voller Angst, gefangen oder gefoltert oder im Krieg oder auf der Flucht sind
Öffne meine Augen, daß sie deine Macht sehen
Wenn wir unser Kirchen sehen, unsere Gebete und Lieder unsere Worte und Taten
Öffne meine Augen, daß sie deine Wahrheit sehen Wenn wir uns sehen und unsere Brüder und Schwestern und unsere Nächsten, die Geliebten und Ungeliebten
Öffne meine Augen, daß sie deine Liebe sehen
Vater Unser im Himmel, ……
Segen
Gott segne dich und behüte dich; er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Wochenspruch: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes (Lk 9,62)
Herzliche Einladung:
Samstag, den 19.3., „Lange Nacht für den Frieden“: 18 Uhr Konzertgottesdienst in der Martinskirche
ab 19.30 Uhr Mahnwachen, Gebete, Musik in St. Elisabeth und Karlskirche
Sonntag, den 20.3., Vorstellungsgottesdienst des KonfiJahrgangs 2022, 10 Uhr
Mittwoch, 18 Uhr, Friedensgebet in der Kirche
Sonntag, den 27.3., Kinderkirche von 10 – 12 (online; Infos auf der Homepage)
Sonntag, den 27.3., Gottesdienst um 10 Uhr mit Pfr. Dirk Stoll, Kirche Waldau