Hausandacht für den Sonntag Estomihi

27. Februar 2022

Evangelische Kirchengemeinde Waldau - Pfarrer Oliver Uth

Am Sonntag streamen wir einen Gottesdienst aus der Kirche (abrufbar unter www.Kirche-waldau.de). Ein Taufgottesdienst, voller Freude über eine Jugendliche und deren Familie.

Konfirmanden wirken mit, fröhliche Lieder werden gesungen – all das passt nicht zur aktuellen Situation.

Daher folgt diese Andacht nicht dem gestreamten Gottesdienst. Vielmehr denkt sie an die Situation im Osten Europas und die Bedrohung und Angst, die durch die Welt geht.

Gott möge Frieden schenken – den Einzelnen und den Völkern.

 

Ich zünde / wir zünden eine Kerze an und komme/n zur Ruhe.

 

Gebet um Frieden

Krieg in der Ukraine

Wir sind entsetzt, fassungslos.

Gott, höre unseren Schrei:

Sei bei den Menschen, die angegriffen werden.

Bei denen, die mitten drin sind in Zerstörung, Gewalt, Leid und Tod.

Bei denen die fliehen.

Bei denen, die sich und andere verteidigen.

Gott, mach dem Irrsinn ein Ende.

Bring die Verantwortlichen zur Vernunft.

Rüttle deine Kirchen auf, in Ost und West, dass sie mutig, konsequent und laut für den Frieden eintreten.

Du weißt, wir haben Angst und sind unsicher.

Wie wird es weitergehen?

Was können wir machen?

Gib uns Kräfte und Ideen. Lass uns tun, was von uns verlangt wird, auch wenn es etwas kostet. Richte du unsere Füße auf den Weg des Friedens.

 

 

 

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“

             

Psalmgebet aus Psalm 31

HERR, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, * errette mich durch deine Gerechtigkeit!

Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! *

Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!

Denn du bist mein Fels und meine Burg, * und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.

Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten; * denn du bist meine Stärke.

In deine Hände befehle ich meinen Geist; * du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.

Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, * dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele

und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; * du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Meine Zeit steht in deinen Händen. / Errette mich von der Hand meiner Feinde * und von denen, die mich verfolgen.

Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht; *

      hilf mir durch deine Güte!                        Psalm 31, 2–6.8–9.16–17

 

Gebet:

Treuer Gott,

Vertrauen und Sorge, Zweifel und Gewissheit beides gehört zu meinem Leben.

Manchmal wird’s eng, weil vieles so bedrängend auf mich einstürzt.

Dann wieder weitet sich mein Herz, ich kann tief durchatmen.

In all dem umfass und trage mich mit deinen gütigen Händen.

In Dir, in deinen gütigen Händen lass mich geborgen sein. Amen.

- Ein Moment der Stille –

 

Bibeltext für Sonntag Estomihi: Jes 58, 1-9a (Basisbibel)

Ruf, so laut du kannst, halt dich nicht zurück! Lass deine Stimme erschallen wie ein

Widderhorn! Halt meinem Volk seine Verbrechen vor, den Nachkommen Jakobs ihre Vergehen. Sie befragen mich Tag für Tag und wollen wissen, was mein Wille ist. Als wären sie ein Volk, das Gerechtigkeit übt und das Recht seines Gottes nicht missachtet! Sie fordern von mir gerechte Entscheidungen und wollen, dass ich ihnen nahe bin. Und dann fragen sie mich: Warum achtest du nicht darauf, wenn wir fasten? Warum bemerkst du nicht, wie wir uns quälen? Ich antworte: Was tut ihr denn an den Fastentagen? Ihr geht euren Geschäften nach und treibt eure Untergebenen zur Arbeit an! Ihr fastet nur, um Zank und Streit anzuzetteln und mit roher Gewalt zuzuschlagen. So wie ihr jetzt fastet, findet eure Stimme im Himmel kein Gehör. Meint ihr, dass ich ein solches Fasten liebe? Wenn Menschen sich quälen, den Kopf hängen lassen wie umgeknicktes Schilf und in Sack und Asche gehen? Nennst du das Fasten, einen Tag, der dem Herrn gefällt?

Das wäre ein Fasten, wie ich es liebe: Löst die Fesseln der zu Unrecht Gefangenen, bindet ihr drückendes Joch los! Lasst die Misshandelten frei und macht jeder Unterdrückung ein Ende! Teil dein Brot mit dem Hungrigen, nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf. Wenn du einen nackt siehst, bekleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Nächsten! Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte, und deine Heilung schreitet schnell voran. Deine Gerechtigkeit zieht vor dir her, und die Herrlichkeit des Herrn beschließt deinen Zug. Dann antwortet der Herr, wenn du rufst. Wenn du um Hilfe schreist, sagt er: Ich bin für dich da!

Gedankenanstöße:

Harter Tobak ist das. Da legt einer seinen Finger in die Wunden. Vieles ist nicht in Ordnung, wir wissen das, wenn wir ehrlich sind. Wir leben auf Kosten anderer, auch wenn wir uns bemühen, anständig und den Geboten Gottes entsprechend durch’s Leben zu gehen. Unangenehm ist das, wenn uns einer direkt auf dieses Missverhältnis stößt und uns verantwortlich macht für das, was falsch läuft.

Das ist nur das Erste, woran dem Propheten liegt, der im Namen Gottes seine Stimme erhebt.

Ich meine alles zielt auf das Zweite: Es geht ihm um Befreiung, um die Freiheit, die Gott schenkt, die Freiheit, die Gott für alle will. Das ist die gute Nachricht.

Freiheit vom Wahn Gott zwingen zu wollen oder zu können:

Zu allen Zeiten haben sich Menschen ausgedacht, wie sie Gott (oder was sie dafür halten, manche nennen es Schicksal, das Leben) gnädig stimmen könnten. Mit (Buß-)Übungen oder Ritualen, mit Gelübden, Versprechen oder guten Vorsätzen, die mit ihrem sonstigen Leben oft wenig zu tun haben. Ich weiß, es ist schwer auszuhalten, am Lauf der Geschichte, der aktuellen Ereignisse oder am eigenen Ergehen wenig ändern zu können. Aber es kann auch eine Befreiung sein, wenn ich mich darin übe anzunehmen, was mir zugemutet wird. Wenn ich mich in allem von Gott umfangen weiß.

Freiheit, die den Gebeugten und Gebundenen zuteil wird:

Löst die Fesseln, bindet das Joch los, lasst frei, macht der Unterdrückung ein Ende. Um Gottes Willen sollen Menschen einander nicht in Abhängigkeit halten. Um Gottes Willen sollen Menschen frei und aufrecht gehen als Geschöpfe unter Geschöpfen. Der Auftrag ist klar. An uns ist es, auf solche Abhängigkeiten zu achten, sie ans Licht zu bringen und miteinander dagegen anzugehen, damit Menschen frei werden und die Lasten leichter – auf viele Schultern verteilt.

Befreiung zur Liebe und zum Blick füreinander:

Entzieh dich nicht deinem Nächsten. So fasst der Prophet das Selbstverständliche zusammen: Brot teilen, Ausgeschlossene einbeziehen, Menschen ohne sicher Heimat eine Heimat schaffen, Entblößten in den Mantel der Liebe hüllen. Wir haben alle Ideen, wie das gehen könnte, da bin ich sicher. Die Liebe muss nur geweckt werden.

Der Zug der Befreiten:

Was für ein wunderbares Bild: da sind wir unterwegs, alle miteinander auf der ganzen Welt, ein Zug, an dessen Spitze die Gerechtigkeit geht und am Ende die Herrlichkeit, die strahlende Wirklichkeit Gottes. Und alle wissen: Gott ist für uns da, jetzt schon und immer.

Zur Zeit gibt es einen Zug der Vertriebenen. Wir wollen für sie beten, hoffen und glauben. Und wenn es an uns liegt, dann auch teilen und aufnehmen. Möge Gott mit uns sein.

Gebet: mit Worten eines Liedes von Hans v.Lehndorff (1968) (EG 428) 

Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.

Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben.

Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin. 

Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache, dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache. Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.

Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte, dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.

Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen. Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen; denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.

Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle; dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle, die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.

Vater unser im Himmel…

 

Segen

Gott segne dich und behüte dich; er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.  Amen.