Hausandacht zum letzten Sonntag im Weihnachtsfestkreis

30. Januar 2022

Evangelische Kirchengemeinde Waldau – Pfarrer Oliver Uth

Wochenspruch: Über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Jes 60,2

In diesen Zeiten hat der Kirchenvorstand von Waldau beschlossen, Gottesdienste in der Kirche zu halten – mit Abstand, kürzer, ohne Singen.

Zusätzlich aber gibt es eine Hausandacht, die in Kurzform den sonntäglichen Gottesdienst in Ihre Wohnzimmer trägt, zu besinnlichen Andacht, alleine oder mit anderen zusammen.

Außerdem werden wir immer mal wieder einen Gottesdienst streamen – so  wie diesen heute. Über die Homepage www.kirche-waldau.de können Sie am Sonntag ab10 Uhr diesen Gottesdienst live mitverfolgen – und später auch noch für eine gewissen Zeit dort abrufen.

In diesen Zeiten und trotz dieser Zeiten wollen wir so miteinander verbunden sein und wünschen allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche.

 

Wir entzünden eine Kerze und kommen zur Ruhe und beginnen:

 „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“

Letzter Sonntag im Weihnachtsfestkreis. Noch stehen Krippe, Christbaum, Weihnachtsstern. Eine Erinnerung für den Weg, der vor uns liegt. Darum wird es heute gehen.

Ein Gebet zu Beginn (nach Psalm 111)

            Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen

            Groß sind die Werke des Herrn;

wer sie erforscht, der hat Freude daran.

            Die Werke des Herrn sind beständig.

Sie stehen fest für immer und ewig;

            Immer bleibt er seinem Wort treu

Er hält seinen Bund immer und ewig.

            Er hat dafür gesorgt, dass man sich erinnert an seine Wunder

er zeigt darin seine Güte und seine Freundlichkeit

            Es ist eine Erlösung für sein Volk;

Eine wunderbare Botschaft für alle Welt

            Seine Ordnungen sind recht und verlässlich.

Heilig und groß ist sein Name.

            Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen

Sein Lob bleibet ewiglich.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist

Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen


 

Gebet

Ja, Herr, darin wollen wir uns üben, dir zu danken

Deine Werke nicht zu vergessen,

deinen Worten nachzuspüren, sie aufzusuchen, und ausprobieren.

Wann immer der Alltag uns gefangen nimmt,

oder die Angst unseren Blick verstellt

und so manche Sorge uns die Luft zum Atmen nimmt

Dann vergewissere du uns deiner Gnade und Barmherzigkeit,

überzeuge uns von deiner Nähe und Treue,

erfreue uns durch die Zuversicht, dass du uns in allem trägst und hältst,

heute, morgen und in aller Zeit.

Und so loben wir dich durch Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Text zum Lied: „Wisst ihr noch, wie es geschehen..“ (Evang. Gesangbuch, Nr. 52)

Wisst ihr noch, wie es geschehen?

Immer werden wir´s erzählen: wie wir einst den Stern gesehen

mitten in der dunklen Nacht, mitten in der dunklen Nacht.

Die Krippe

Noch steht sie da, die Krippe, und ich bin begeistert, denn in nicht vielen Kirchen steht tatsächlich der Weihnachtsbaum oder die Krippe bis zum 2. Februar, Mariä Lichtmess, das ist nämlich tatsächlich dann der letzte Tag im Weihnachtsfestkreis.

Aber so ganz vergessen ist sie nicht und sollte sie auch nicht sein denn der Alltag hat uns schnell genug wieder; die Zeitungen sind voll mit Fragen und Themen die in die Zukunft schauen – und heute zurückzuschauen auf das was trägt, was erfüllt, was hält - das tut nicht nur gut sondern ist auch immer mal wieder notwendig.

Dieses Besondere, in dem Kind in der Krippe zu entdecken, dass Gott die Welt besucht, dass Gott Mensch wird um mit den Menschen zu sein und bei ihnen zu bleiben;

Dieses Geheimnis, das kaum in verständliche Worte und schon gar nicht in vernünftige Erklärungen zu fassen ist;

Diese Erfahrung, die die Zeitgenossen mit Jesus gemacht haben und überzeugt waren, wenn Gottes Worte und Verheißungen wahr werden sollen, dann in diesem Jesus, so wie der lebt und redet, handelt und auch stirbt. In allem überzeugt davon, dass Gott mit dabei ist und auch mit dabei bleibt, im Leben wie im Sterben, im Guten, wie im Schlechten,

Alles wird gut – auch wenn nicht alles gut ist. Aber die Krippe – eine Geburt im Stall, schlicht, einfach, ohne großes Drumherum, erinnert uns an das, was wirklich wichtig ist: Das geschenkte Leben, das von Gott geliebte Leben, das, worin wir uns alle gleich sind, ohne Unterschied. Und dann sollten wir auch keine Unterschiede machen, nur weil einer reich oder die andere mächtig ist, weil wir in unterschiedlichen Ländern oder auch mit unterschiedlichen Religionen groß werden – dem Leben gebührt Achtung, jeder, jede Nächste verdient Liebe. Die Krippe erinnert an diese alles umfassende Liebe Gottes zu den Menschen, zu dir, zu mir

„Gott wird Mensch, dir, Mensch, zugute.“

Aus dem Lied EG 36: Fröhlich soll meine Herze springen

Heute geht aus seiner Kammer

Gottes Held, der die Welt reißt aus allem Jammer.

Gott wird Mensch, dir Mensch, zugute.

Gottes Kind, das verbind´t sich mit unserm Blute.

Der Baum

Noch steht er da, der Baum, und ich weiß noch, wie in der Schule und auch in der Familie die Frage immer mal wieder aufkam: „Was hat der Baum eigentlich mit dem Weihnachtsfest zu tun?“

Nun ja, wahrscheinlich gibt es heutzutage kein Weihnachten ohne Baum.

Bei unseren Partnern in Indien habe ich es schon erlebt, dass dünne, blattlose Bäume mit grünem Kreppapier umwickelt wurden – Hauptsache Baum und Hauptsache grün.

Und da sind wir schon beim Thema. Tatsächlich gab es schon früh in den unterschiedlichsten Kulturen den Brauch, Grünpflanzen ins Haus zu holen – immergrüne Kränze, Girlanden und auch Bäume waren ein Sinnbild für das ewige Leben – so im alten Ägypten, bei den Hebräern und auch bei den Chinesen. Auch bei den Römern gab es ähnliche Bräuche, und im Christentum entwickelte sich am dem Gedenktag Adam und Eva der Tannenbaum zum Sinnbild für den Paradiesbaum und die Sehnsucht nach dem Ort, aus dem der Mensch vertrieben wurde – dieser Gedenktag war just der 24. Dezember.

Im Laufe der Jahrhunderte eroberte sich der Tannenbaum das Weihnachtsfest, und das geschmückt. In einer frühen Aufzeichnung ist die Rede von Äpfel und Walnüße, Oblaten und Zucker, Rosen aus Papier und Zischgold, vergleichbar mit dem heutigen Lametta. 1611 liest man dann zum ersten Mal davon, dass Kerzen am Baum brennen.

Ein Sinnbild, Symbole, Hinweise auf Dinge, die dahinter liegen, das Eigentliche ausmachen, den Sinn des Festes vermitteln, erinnern wollen.

Grün – wie das Leben, dass uns geschenkt ist – in aller Vergänglichkeit die wir erleben doch die Sehnsucht nach ewigem, gottgeschenkten, gotterfülltem Leben.

Sehnsucht auch nach dem Ort, der unerreichbar scheint. Das Paradies. Unmittelbare Nähe zu Gott, Frieden mit der ganzen Schöpfung. Finden wir nicht im Christfest ein Stück davon, uns geschenkt, ganz nahe, spürbar, alle Jahre wieder?

Der Apfel, der erinnert und mahnt – obwohl die verbotene Frucht im Garten Eden wohl kein Apfel war. Und doch macht auch er klug und frisch und gesund – und was kann nicht aus dem Apfelkern alles an Leben enstehen.

Die Walnuß, in christlicher Symbolik findet sie sich oft als Sinnbild für die Auferstehung, weil die Schale so hart ist wie der Stein vor dem Grab, aber darinnen ist das, was dem Leben dienst kostbar und köstlich.

Das Zischgold, Lametta, Engelshaar, Goldstaub und gold beglänzt, Herrlichkeit vom Himmel berührt die Einfachheit der Erde. Das Hohe adelt das Niedrige und wir alle bekommen Anteil am Göttlichen.

Die Kerzen, natürlich die Kerzen, weil sie der dunkelsten Jahreszeit trotzig entgegen treten mit der Gewissheit des Christus: Ich bin das Licht der Welt – keine Finsternis muß euch gefangen halten.

Und so viel mehr gibt es an Symbolen und Hinweisen und Erinnerungshilfen, die uns nicht vergessen lassen wollen, was für eine großartige Wendung unsere Leben, unsere Welt und alle Menschen erlebt haben durch die Geburt Jesu: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom  Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14)


 

Der Stern

Noch hängt er da, der Stern Und auch im Dorf, im Stadtteil sehe ich ihn noch oft. Weihnachtszeit, ja, Weihnachtszeit.

Am Heilig Abend haben wir einen ganzen Gottesdienst zu den Sternen gestaltet. Überall waren sie verstreut – und wie unendlich viel mehr Sterne gibt es im Universum – was soll uns also ein einziger, ein solcher Stern schon sagen?

Trotz der Vielen – der eine erzählt vom Herr des Universums. Der eine erinnert daran, dass mit ihm ankommt, aufgeht, Raum gewinnt, der der Welt Hoffnung machen will und kann. Der eine Stern, der Orientierung gibt, den Weg weist, hin zu Frieden, zu einem menschlichen Miteinander, zu einer Achtung vor der ganzen Schöpfung. Denn der einer Stern ist Sinnbild und Symbol für den Friedensherrscher, der in Liebe zu  Gott und zu den Menschen gelebt hat, was er geglaubt und gesagt hat.

„Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem.

Aber er wird aufgehen – der Stern aus Israel“ (4.Mose 24,17)

Noch ist ja längst nicht eingetroffen, wonach wir uns sehen und wovon wir immer wieder reden. Frieden? Gerechtigkeit? Schöpfungsbewahrung?

Dennoch. Der Stein weist den Weg, der Stern macht Hoffnung.

Wenn alles wieder seinen Lauf nimmt, der Alltag nach uns greift, Weihnachten wieder in Kisten verpackt und auf dem Dachboden verstaut ist –

„noch manche Nacht wir fallen auf Menschenleid und -schuld, doch wandert nun mit allen, der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her“ – so dichtet Jochen Klepper kurz vor und trotz der Bedrohungen des zweiten Weltkrieges (EG 16)

Es bleibt also die Hoffnung, die Zuversicht:

Aus dem Lied „Stern über Bethlehem (EG 542)

Stern über Bethlehem, kehrn wir zurück,

steht noch dein heller Schein in unserm Blick,

und was uns froh gemacht, teilen wir aus,

Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus“

Die Bibel

 

Lesung aus Matthäus 17:

Jesus nahm Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit auf einen hohen Berg. Sie waren dort ganz allein.

Da wurde Jesus vor ihren Augen verwandelt: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider strahlten hell.

Dann erschienen plötzlich Mose und Elia und redeten mit Jesus.

Petrus rief: »Herr, wie gut, dass wir hier sind! Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.«

Noch während er redete, hüllte sie eine leuchtende Wolke ein, und aus der Wolke hörten sie eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue. Auf ihn sollt ihr hören.«

Bei diesen Worten erschraken die Jünger zutiefst und warfen sich zu Boden.

Aber Jesus kam zu ihnen, berührte sie und sagte: »Steht auf! Fürchtet euch nicht!«

Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden mehr außer Jesus.

Während sie den Berg hinabstiegen, befahl Jesus ihnen aber: »Erzählt keinem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!«

Und nun die Geschichte der Verklärung Jesu? Was hat das mit Weihnachten zu tun?

Vielleicht so: Auch wir verändern uns durch dieses Fest. Die Häuser, die Wohnzimmer, sogar die Gesichter der Menschen beginnen zu glänzen. In Ihnen kann man die Freude lesen, das Gefühl von Schönheit, Geborgenheit, Zufriedenheit. Und wie gerne könnte für uns diese Zeit noch länger bleiben. Dass der Weihnachtsfestkreis bis zum 2.2. dauert hat auch etwas damit zu tun, dass wir uns dagegen sperren, wieder in den grauen Alltag zurückzukehren, vor allem in einem solchen Winter wie in den letzten Wochen. Wäre uns der Himmel doch immer so nah – und zu jeder Zeit!!

Aber irgendetwas stimmt nicht. Wir können hier keine Hütten bauen. Wir können diesen Zustand nicht verlängern. Unser Leben ist anders

Und auch Weihnachten ist anders. Manche Gesichter bekommen zu Weihnachten einen ganz anderen Glanz. Tränen fließen, Trauer trübt die Augen, Einsamkeit verdunkelt die Seele, und Krieg und Flucht und Corona machen auch keine Weihnachtspause. Jesus wußte davon nur zu gut zu erzählen. Diese Geschichte am Ende der Weihnachtszeit lenkt auf den Blick auf die Leidenszeit Jesu – und auf seinen Tod. Das Leben ist nicht Himmel auf Erden. Nicht so, wie wir uns das wünschen. Und doch können wir uns wünschen, können sogar erwarten, dass in allem was kommt, wir nicht alleine sind. Weil Gott sich in diesem geliebten Sohn auf die Menschen eingelassen hat, dürfen wir auch in dunkelster Nacht, Todesnacht, seinem Licht vertrauen, seiner Liebe, dem Leben, dass er schenken will und wird, schon jetzt und dann für immer und ewig.

Weihnachten – der  Blick zurück erinnert uns einmal mehr daran, dass Weihnachten immer ist, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, alle Jahre wieder und für immer.

Ein Lied aus Taizé

Christus, dein Licht, verklärt unsre Schatten,

lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht.

Christus, dein Licht, erstrahlt auf der Erde

Und du sagst uns auch ihr seid das Licht.

Fürbittengebet

Wir danken dir, Gott, für deine Nähe,

mit der du uns Wege und Möglichkeiten öffnest.

Du bist mit dabei in unserem Leben,

du zeigst dich, du läßt von dir hören, du erinnerst uns an dein Mitsein.

Das zu glauben, das zu erfahren, darauf zu vertrauen – hilf uns dazu.

Vor allem und immer dann, wenn wir nicht mehr weiter wissen:

Hast du einen hellen Schein in unsere Herzen gebracht

So, vertreibe alle dunklen Mächte,

dich sich auftun in der Angst um die Zukunft

wegen der Unsicherheit durch Corona…..

wegen der Ungewissheit im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine…..

wegen all der Fragen zu unserem Klima, den vielen Veränderungen und Notwendigkeiten……

beschütze uns auf unseren Wegen

heile traurige Herzen

gib Weisheit für Entscheidungen und Mut,

in allem das Gute und das für alle Richtige zu suchen und zu tun.

Denen, die Verantwortung tragen in Gesellschaft, Politik und Kirche schenke Weisheit, die dich kennt

und Liebe, die den Nächsten nicht vergißt

und Achtung vor dem Leben, dass du für alle willst.

Bringe deinen Frieden in alle Länder der Erde,

und mach uns vor Ort und hier und heute zu Zeugen deiner frohmachenden Botschaft.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit,

in Ewigkeit, Amen

Segen

So segne und behüte dich der Allmächtige und Barmherzige

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Bemerkung:

Am Sonntag, den 6.2. ist Gottesdienst um 10 Uhr in der Kirche in Waldau.

Ebenso wie am 13.2. Dieser wird aber wieder gleichzeitig gestreamt und über die Homepage veröffentlicht. Dann zu dem Thema: Der Valentinstag – ein Gottesdienst für Verliebte und Geliebte.

Herzliche Einladung. Ich freue mich auf ein „Wiedersehen“